V.A. - The Kraut Invasion EP

he Kraut Invasion 12"
Broken Bootlegs / Groove Attack

Dass es so etwas wie deutschen - gar deutsch-demokratischen - Funk gab, ist spätestens seit den Funkvergnügen-Compilations keine Neuigkeit mehr. Eine eher unerwartete Ehre wird jetzt aber vier Gassenhauern aus beiden deutschen Landen zuteil, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Es wird geschnippelt, gepimpt und zurechtgehackt, was das Zeug hält, teilweise sogar komplett rekonstruiert, kurz: Hier finden sich vier Reworks deutscher Funk-Classics, über die sich das gemeine DJ-Herz zu einem saftigen Steak weiten dürfte. Und dass sich dafür einige alte Bekannte an die Apparate gesetzt haben, war ja abzusehen.

Den Anfang machen Marc Hype und Jim Dunloop mit einer exzessiv erweiterten Version von "Weisser Sand". Ursprünglich von Su "Hair" Kramer kommt die Nummer jetzt mit hartem Break, WahWah und Clavinet daher und riecht so verdammt nach Blaxploitation, dass man sich noch viel länger an dem Kontrast erfreuen könnte, als die Drums treten.

Es übernehmen die Knister Geschwister, die "Das Model" von Kraftwerk erst weggeworfen und dann from scratch rekonstruiert haben - nicht ohne zackigen Break, fettere Synths und sogar notgedrungen komplett neuen Gesang. Ich mein, find mal ein A Capella von der Nummer. Die Geschwister sind natürlich keine, sondern besser, Brüder im Geiste: Defcon aus Kölle hat sich mit Roskow (Jazzanova) in Berlin eingesperrt, mit einem Ergebnis, das Respekt für das Original bekundet und trotzdem mehr Tanzflächen-Kampfmaschine ist.

IM Edith Honegger - ein gewisser Nieswandt, so die Staatssicherheit - killt dann die ohnehin schön übergroße Nummer "Wir fahren mit dem Zug" von Veronika Fischer mit 'nem Groove, resultierend in einem reduzierten mellow Oldschool-Juwel, in dem man jedem Gitarrenlick und jeder Bridge anhört: Hier ist kein Rookie am Werk, nein.

Abschluss und Abschuss zugleich ist dann aber ein Tune, der auch wegen schwachbrüstiger Original-Drums bisher nie zu verdienten Ehren kam, dennoch aber zu den stärkeren Fundstücken des Movements zählt: Der wahre O.G., Roberto Blanco, singt die "Sonne" an und sie geht auf. Ein Wahnsinns-Tune, der sich da in deinen Kopf frisst, von den Primetime Bros. kongenial mit 808-Boom verfettet und präzise verhackstückt. Größtes Tennis aus dem Hause Disco Diamant, bei dem nur das etwas schludrige Vinyl-Mastering ein wenig ärgert.

Lohnt sich also, deinen Plattenpusher zu nerven. Ya dig?

djmq | Dienstag, 8. August|