TY - Closer

*Ty – Closer
Big Dada / Ninja Tunes

In England hat man einige Zeit damit vertan, sich zu wundern, warum man nie den musikalischen Sprung über den Teich geschafft hat. Eigentlich gibt es keine Sprachbarriere und auch keinen Anlass warum in New York nicht der Sound aus London laufen sollte. Neben den großen Detektiven die sich mit der Frage des ‚Warum’ aufgehalten haben, gab es aber auch schon immer eine Gruppe unbeirrter Musiker die einen gewissen Stolz auf ihren Akzent pflegen. Und so entstanden im Blackmusic Biotop Großbritannien nicht nur 2Step und Garage, sondern viel besser Broken Beat und einzigartiger HipHop der Marke Roots Manuva und TY.

Für TY gilt es dieses Jahr die schwere Nachfolge zu seinem Meisterwerk ‚Upwards’ anzutreten, das bei seinen Fans sehr hohe Erwartungen weckte. Das frisch veröffentlichte ‚Closer’ dürfte diese hohen Erwartungen durch die Bank erfüllen, erwarten den Hörer 56 Minuten Musik zwischen HipHop, Elektro und Funk mit einem Afro-Britischen Twist, die so einige Überraschungen und Höhepunkte bieten. Das Album fließt geschmeidig zwischen verschiedenen Stilen und Themen und dürfte auf der Insel einige Club Hits hervorbringen, die auf unserer Seite des Ärmelkanals leider in zu wenige Plattenkisten passen.

Für die hervorragenden Beats zeichnen sich dieses mal ausschließlich Ty und Drew verantwortlich, immer wieder unterstützt von diversen Musikern und Gästen. Besonders fruchtbar sind auf dem Album neben den Vintage Synthies die feste Bläsersektion die bei einigen Stücken zum Einsatz kommen. Dabei ist die Synthese aus Instrumenten, Samplern und Synthies vorzüglich geraten. Kein Instrument oder Sound sticht heraus, alles ist am richtigen Platz. Gleiches gilt für TYs Texte. Geschickt gewählte Pausen, unterhaltsame Wortspiele und einprägsame Hooks, bereichern Geist und Tanzfläche gleichermaßen.

So reicht die Themenvielfalt von Bürgerkrieg bis zu merkwürdigen Gerüchten die mit dem Erfolg einhergehen. Als Gäste geben sich mit De La Soul, Speech und Bahamadia vermutlich einige der staatlichen Vorbilder des Herren die Ehre. Allerdings kann keiner der Gäste gegen Teilzeitbandmitglied Eska anstinken, die für einige Opinionleader Europas spannendste Sängerin, und glücklicher Weise gleich mehrfach auf dem Album zu hören ist.

So gibt es zwischen all den guten Songs die Großartigen wie ‚What you want (Taylormade)’, einem der besten jemals gehörten Broken Beat Songs, den TY im Rahmen der Red Bull Music Academy bereits exklusiv in Hamburg vorstellte.

Der Titeltrack ‚Closer’ hat das Potential zu einer kleinen Hymne unter HipHop Fans mit Hirn, während ‚Sweating for your Salary’ definitiv in die Top 5 des Jahres 2006 stürmt. Beim ersten Hören dieser Verbindung des Klassikers Din Da Da mit Fela Kuti und Retro Futuristic Sound a la Bugz in the Attic ist die Kinnlade beachtlich in Richtung Bauchnabel geklappt. Broken-Afro-Beat für die Clubs. Wirklich einmalig. Der bereits etwas ältere Song ‚Sophisticated and Coarse’ besticht durch das Eska Feature und ‚This Here Music’ begeistert mit der Mischung aus 808 Drumset und Bläsersetzen.

Diese Platte gehört in jedes gepflegte Plattenregal mit Sinn für Groove! Wirklich.


Tracklist

1. Don´t Watch That (knickers, Y- Fronts And Jockstraps)
2. Everybody
3. This Here Music feat. Speech of Arrested Development
4. The Idea Feat. De La Soul
5. What You Want (Taylormade) Feat. Taylor McFerrin, Joy Jones, Jason
6. Closer Feat. Maceo
7. Oh! Feat. Bahamadia And Zion I
8. Aim For Your Goals Feat. Eska
9. Sweating For Your Salary Feat. Wummi And Dele Sosimi
10. Sophisticated And Coarse Feat. Eska
11. L.O.V.E. (No Matter What) Feat Vula
12. Hustle (That´s Why We) Feat. Rich Medina

Jazzket | Mittwoch, 1. November|