Spanky Wilson & The Quantic Soul Orchestra

panky Wilson & The Quantic Soul Orchestra – I'm Thankful
Tru Thoughts / Groove Attack

It's something in the water / Where I come from
They used to sing it on the corner / Where I come from
(Black Thought)

Nun, da scheint was dran zu sein. Eine Liste toller und einflussreicher Musiker aus Philadelphia aufzustellen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen – aber um so schöner ist es, dass mit Spanky Wilson eine Lady zurück ins Spotlight kommt, die es mehr als verdient hat. In den späten 60ern des vergangenen Jahrhunderts begann ihre musikalische Laufbahn, die sie im Laufe der Jahre mit so unterschiedlichen Künstlern wie Duke Ellington, Marvin Gaye, Willie Bobo und Lalo Schifrin zusammenführte. Aufnahmen wie „Sunshine of Your Love“ sind Quasi-Standards in den Crates heutiger Soul Brothers geworden, und so reihte sich auch der schlaue Quantic-Kopf Will Holland in die Reihe ihrer Bewunderer ein – jedoch sollte es dabei nicht bleiben: Holland wollte mit Spanky Wilson arbeiten. Zunächst nur für einzelne Tracks geplant, mündete die musikalische Partnerschaft der ungleichen Seelenverwandten nun in ein komplettes Album, für das wir dem schlau-nerdigen Bastler und der eleganten Dame überaus dankbar sein dürfen. Und das soll noch nichtmal eine stumpfe Anspielung auf den Titel der Platte sein.

Irgendwie ist es ja auch eine schöne, konsequente Weiterführung. Nicht dass man Will Holland jetzt zwingend den Lalo Schifrin 2.0 nennen müsste, aber spätestens nachdem das letzte Quantic-Soloalbum „An Announcement to Answer“ dem Hörer soviel an warmer Komplexität und oft Soundtrack-artiger Breite zu entdecken bot, ist deutlich geworden, dass auch Will Holland ein Composer/Arranger der obersten Liga ist. Alte Werte und ein Gespür für Klangwelten, nur die Mittel sind eben etwas moderner als zu Ellingtons Zeiten. Und mit diesen modernen Mitteln einen unermüdlich souligen Kontext für Spanky Wilsons Stimme zu erzeugen, schließt auf charmante Art den Kreis. Das beste daran ist aber: Es groovt wie 1972. Alle beteiligten Musiker, und das schließt den Produzenten Holland ebenso ein wie die Electro-Vox Stage Band, packen „I'm Thankful“ leichtfüßig in ein Gewand aus präzise maßgeschneidertem Raw Soul, als wäre das die einfachste Sache der Welt.

Das exzellente Coverartwork deutet schon an, wie respektvoll Will Holland hier zugange ist: An keiner Stelle wird es hier zu exzentrisch, kein noch so dezentes Gefrickel deutet auf Technik-Onanie hin, kein überflüssiger Effekt steht Spanky Wilsons voller Stimme im Weg. In der Balance zwischen clean und gritty treffen schön knochige Drumpatterns und saftige Bassläufe (wie im tanzflächenfüllenden Titeltrack), satte Horns und erfrischend kitschfreie Streicher-Sprenkel („A Woman Like Me“) auf durchweg schlaue Lyrics einer erwachsenen Poetin („That's How It Was“), um zu beweisen, wie leicht Eleganz doch sein kann. Ohne zuckersüßes Schmachten und frei von überladenen Arrangements ist „I'm Thankful“ ein Album, das man direkt zu den Lieblingsplatten stellen kann – und in einem solchen Genre, in dem es nicht wenige zeitlose Meisterwerke gibt, ist das ein seltenes Kompliment.

djmq | Samstag, 4. November|