Milez Benjiman - Feel Glorious

ilez Benjiman
"Feel Glorious"
Tru Thoughts / Groove Attack

Neulich in der Redaktionskonferenz: Ich stelle in meiner jugendlichen Unbeschwertheit die unbestimmte Frage, ob es eigentlich noch Neo-Soul gäbe. Def Dave verschluckt sich an seiner Ovomaltine. Lord Jazz verkündet mit flackernden Augen: "Nein. Die Guten machen jetzt richtigen Soul, der Rest macht R&B".

Gleichzeitig, auf einer CD mit buntem Collagencover: Bootsy Collins hat einen Albtraum von acht Meter hohen Sägezahnbasslines, die ihn zu überrollen drohen, ein Brontosaurus tanzt in Plateauschuhen auf einem Minimoog, während ein entrückter Prince in der Ferne vorbeischwebt und sich voll auf Champagner von seiner allersleazigsten Seite zeigt. Und das alles schon im ersten Track. Beats, dubbig schleppend wie die Gezeiten, vibrierende Subbässe, mächtig und zeitlupig wie Gletscher, bouncend wie eine Herde afrikanischer Elefanten auf P-Funks most sexy Slowjams. Auf einem Promosticker werden Vergleiche zu den Roots, Kanye West und Sun Ra bemüht, von denen die beiden Ersteren allerdings überhaupt nichts wissen – nur Letzterer sitzt entspannt lächelnd auf seiner heimischen Saturn-Veranda und schickt kosmische Strahlung, die aus drei Herren namens Gerd, Delgui und Colonel Red den modernen Superhelden des Cyborgsoul werden lässt: Milez Benjiman. Unfickbar überzogener, Klang gewordener Swagger, der Sa-Ra nur noch neidisch in der Ecke sitzen und sich wünschen lässt, "Feel Glorious" selbst produziert zu haben.

Haben sie aber nicht. Sondern drei Holländer. Ein dich sofort einnehmender Trip durch Referenzen und subtil zitierende Respektsbekundungen, gegen den das Coverartwork blass aussieht. Soll doch Neo-Soul machen, wer will. Monsterjam.

djmq | Donnerstag, 17. April|   Diskussion (0)