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Marva Whitney - I Am What I Am |
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arva Whitney
„I Am What I Am“
Freestyle Records (Groove Attack)
VÖ: 04.05.07
Ver-fuckin'-dammtnochmal! Die japanische Funk-Sensation, die ich letztes Jahr im Stage Club leider nicht sehen konnte, könnte das Ende der Suche nach der Funkband der Gegenwart bedeuten. Ja, wir sprechen von Osaka Monaurail, und ja, das ist trotzdem ein – vielleicht sogar das – Marva Whitney-Album mit den besten JB's seit den JB's. Genug Verwirrung? Okay. Dann können wir ja jetzt von vorne anfangen.
Wir sparen uns an dieser Stelle den ausführlichen historischen Abriss über Marva Whitney und ihren Stellenwert im damaligen Funk-Imperium des James Brown. Soulschwester Nummer Eins war sie, und doch mit den Jahren etwas verbittert über das Musikbusiness, das ständige Erinnern an ihren früheren Mentor und Lover - die unendlich gerippten Samples aus „It's My Thing“ und „Unwind Yourself“ erinnerten zwar allerorts an Marva, waren aber in jeder Hinsicht nur die halbe Miete. Verständlich, dass man da dem Business irgendwann skeptisch gegenüber steht.
2004 tauchte Marva Whitney zum ersten Mal wieder auf der Bildfläche auf: Auf Einladung der Hannoveraner Soulpower-Crew um DJ Pari, mit der damals noch etwas zu jungen und steifen Hausband im Rücken, spielte sie drei Gigs in Norddeutschland, die 2005 in eine Europatour mündeten. Es spricht aber für Pari, der dieses Album auch mitproduziert hat, dass er nicht viel später die perfekte Band für Marva fand und die eigene Formation zunächst beiseite stellte. Osaka Monaurail kamen ins Spiel, Marva rief der Legende nach so etwas wie „This gotta be the James Brown Orchestra from 1968!“ und, done deal, ab 2006 wurde gemeinsam getourt. Und aufgenommen. Und wie.
Das Album, Marvas erstes Studioalbum seit 1969, beginnt ehrlich und unverhohlen: Auf der textlichen Seite mit Marvas „I Am What I Am“, einer kraftvollen Bestandsaufnahme der Mittsechzigerin, die weiss: Sie kann es noch. Oder: wieder. Stimmlich scheint sie wirklich in beeindruckender Form, und musikalisch servieren Osaka Monaurail scheibchenweise feinsten JB's-Funk ohne Schnickschnack, messerscharfe Horn-Stabs und elegante Gitarrenlicks, Basslines und Breaks, die den hungernden Funkateer reflexartig grinsen lassen. Niemand hat hier den Anspruch, das Rad neu zu erfinden, nicht im Geringsten. Aber Nippon's Finest Funk hat diese zurückhaltende Qualität, die einen genau wissen lässt: Das ist Handwerk auf oberstem Level. Real pros, gut und gerne auf dem gleichen Level wie die alles zerfleischenden Dap-Kings, nur eben, nun ja – gezähmter vielleicht, sauberer. Brown-Funk statt Raw Funk.
„I Am What I Am“ bietet auf Albumlänge funky Soulhymnen wie „Soulsisters (of the World Unite)“ oder „It's Her Thing“ ebenso wie Balladen, die Marvas Stimme ideal transportieren: Man höre „Peace in the Valley“ oder „He's Mine“, auf denen die Band sich elegant zurücknimmt. Zudem ließ es sich Osakas Bandleader, Produzent Ryo Nakata nicht nehmen, mit einer originalen JB-Nummer einerseits den Longplayer in Richtung Funk abzuschmecken und andererseits seine Band von ihrer besten Seite zu zeigen - „Give It Up Or Turnit A Loose“ wurde von einem 18-minütigen Originaltake auf fünfeinhalb editiert, ist aber immer noch eine Bombe erster Kajüte, die die Klasse aller Beteiligten zeigt. An jeder Ecke gewinnt man schließlich das Gefühl, wie dankbar Marva dafür ist, ein Album nach ihrem Geschmack entstehen zu lassen. Nicht für einen Mentor, sondern erstmals wirklich „her thing“.
Schön also, Marva wieder auf Platte zu haben. Und noch schöner, sie mit so einer Weltklasseband in authentischem, soulgetränkem Funk schwelgen zu lassen, als einer Lady irgendwelche unpassenden Konzepte aufzusetzen. Bliebt nur zu hoffen, dass auch Deutschland bald live in den gemeinsamen Genuss von Marva und Osaka Monaurail kommen wird, denn das fehlt definitiv. Mir zumindest, denn auf dem Baltic Soul Weekender wurde sie wieder von den Soulpower Allstars gebackt, und sorry: Bitte gebt uns den Real Deal. Bald.
djmq | Donnerstag, 10. Mai|
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