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K-Os - Atlantis |
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*K-Os
Atlantis – Hymns for Disco
Emi Canada
Vö: 23.02.2007
Immer mehr MCs wird es im Vorgarten namens HipHop langweilig. Alle reden sie nur von der Straße und trauen sich nicht durchs Gartentor. Umso erfrischender sind da einige Querköpfe, die den Gartenzaun überqueren und in die Nachbargärten entfliehen. K-Os spielt mittlerweile lieber mit den Nachbarskindern als mit anderen HipHop Langweilern, und es macht nicht nur ihm sondern auch dem Zuhörer Spaß.
Es ist ja schon fast üblich, dass gute Live Acts aus der HipHop-Landschaft früher oder später die Genregrenzen austesten, oder sogar verlassen, da es auf der Bühne einfach eine logische Konsequenz ist. Genau betrachtet, ist es aber nichts anderes als eine Rückkehr zu den Wurzeln, als HipHop noch Schmelztiegel der Discokultur und der Straße war und jeder Act noch seine Live Band hatte. Und so fängt auch K-Os neustes Werk vollkommen unvermittelt im meistgenutzten Drumbreak aller Zeiten an. James Brown’s Funky Drummer bietet die Grundlage für einen der drei Raptracks auf dem Album. Mit dem K-Os typischen Old School Flavour, Solo für den DJ und einigen Anleihen an Rakim und Public Enemy startet diese Kopfhörer-Zierde.
Danach geht es dann in einen Kosmos, der sich irgendwo zwischen 80er Pop, The Clash und The Police bewegt, nicht unbedingt mit einem allzu ähnlichen Sound, aber mit der selben verblüffenden Nonchalance.
Einer der herausragenden Songs ist‚The Rain’, eine mitreißende Ballade mit Piano und Streicheruntermalung, die aber nie ins Durchgegelte abrutscht, sondern mit einem Groove gesegnet ist, wie bei alten Wiliam Bell oder Isaac Hayes Produktionen. Ein Segen, der gerade der deutschen HipHop und Soul Szene abhanden ist, wie den Männern das zweite X-Chromosom.
Auf „Atlantis – Hymns for Disco“ finden sich allerdings auch einige direkte Verwandte der letzen Hitsingle „Crabbuckit“ wieder, für die der Herr aus Toronto Ray Charles „Hit the Road Jack“ für die Clubs fit gemacht hat. Mit swingenden Beat und Gesang, der doch so dicht an Rap angelegt ist, dass ein gewisses Swingin’ 60s-Flair aufkommt, das auch gleich für das erste Video zu „Sunday Morning“ bemüht wurde. Dieses Erfolgsrezept wird auf „Atlantis“ komplett durchdekliniert. Bei den ersten zwei Durchgängen, dachte ich, es würde zum swingin’ Handclap Overkill kommen, doch glücklicher Weise sind die Songs abwechslungsreich genug und es wird höchstens zum Applaus-Overkill beim nächsten Konzert kommen. Denn in diese Rock’n’Roll Anleihen sind von Reggae bis hin zu Erykah Badu Zitaten so viele Farben und Details eingeflossen, dass man wirklich nicht behaupten kann, der Sound für nur auf dem Swing Gimmik fußen.
Der Song „Born to Run“, der entfernt an The Police oder The Clash erinnert, ist ein schönes Beispiel für verträglichen Einsatz einer verzerrten Gitarre. Dazu dann eine Bridge und ein Chorus wie er im Lehrbuch für erfolgreiche Pophits steht und die nächste Hitsingle mit Potential jenseits der HipHop Hörerschaft ist geboren.
Wo wir schon bei Gitarren sind, darf man das Highlight „AquaCity Boy“ nicht verschweigen, dass derart massiv daherkommt, dass es auch gut auf „Game Theory“ von The Roots Platz gefunden hätte. Dieser Song dürfte, spätestens auf der Bühne, jeden Puristen wegblasen, der sich in die Nähe der Boxen traut.
„Atlantis – Hymns for Disco“ ist ein grandioses Album, das HipHop Elemente und Spirit mit Pop und Rock’n’Roll verbindet, um dabei einen ganz eigenen Stil zu finden, der mit Sicherheit eine breite Hörerschaft ansprechen wird. Man kann deutlich hören, dass viele der Tracks für die Bühne geschrieben worden sind, und man ahnt, dass viele Konzerte des Kanadiers ausverkauft sein werden. Alle Fans von K-Os werden mit diesem Album glücklich werden, und viele neue hinzukommen.
Tracklist:
1. Electrik Heat - The Seekwill
2. Rain
3. Flypaper
4. Equalizer
5. Sunday Morning
6. Mirror in the Sky
7. Born to Run
8. Valhalla
9. Catdiesel
10. Black Ice - Hymn for Disco
11. Aquacityboy
12. Highway 7
13. Ballad of Noah & Chocolate Chewing Gun
Jazzket | Freitag, 19. Januar|
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