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Kokolo - Love International |
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okolo
„Love International“
Freestyle Rec.
„Live more, consume less, with more joy and less stress.“ Steht hinten auf dem Cover. Und als Statement spricht das schon vor dem Hören dafür, dass man es hier mit guten Menschen zu tun hat. Diese Leute bilden einen achtköpfigen Bandkern um Frontmann und Songschreiber Ray Lugo und den Posaunisten Chris Morrow, haben ihre Homebase in New York City und sind merklich in der dort seit der Jahrtausendwende subtil, aber beständig blühenden Afrobeat-Szene verwurzelt. „Love International“ eröffnet dann auch gleich mit den Stompern „Our Own Thing“ und „Vote Black President“, die zwar gerne etwas fetter klingen dürften, aber schöne Arrangements und stets gegenwärtige Vocals des Bandleaders Lugo vorzuweisen haben.
Er will, sagt Lugo, „das soziale und politische Bewusstsein des Punk, das Selbstbewusstsein des HipHop und die Detailverliebtheit von Afrobeat, Funk und Latin verbinden,“ und damit macht er einen schönen Schmelztiegel auf, dem das Titelstück „Love International“ gleich Futter gibt, ein hypnotischer Latin-Jam mit klickernder Percussion und ausreichend Schub für den Dancefloor. Mit „The Way Up“ folgt ein Highlight der Platte: Eine simple Bassline, die nach frühen J.B.'s klingt, die Gitarre verweist nach Nigeria, die Horns tight und dreckig, Raps, Gesang und Chants fließen ineinander über einen synkopierten Beat. So wünscht man sich das.
„Congo Bongo“ groovt angenehm, wirkt aber schnell etwas formelhaft – ein Eindruck, der leider bei einigen der Latin-lastigen Stücke auf „Love International“ aufkommt. „The Magnificent Seven“ drückt als nächstes extra auf die Tube und legt ordentlich Tempo vor, klingt aber doch wieder einen Hauch zu steril und aufgeräumt, um wirklich Oberklasse zu werden. Am meisten Spaß machen Kokolo dann eben doch wieder, wenn sie ihre eigene Mischung der Genres in die Waagschale werfen, so wie in „While I Got the Microphone“, das mit einem stoisch rumpelnden Drumloop, Lo-Fi-Samples und leiernden Vocals einfach authentischer und ehrlicher wirkt, als die ganz große Afrobeat- und Latin-Nummer.
Leider ist „Sabroso“ auch wieder so ein Skipper. Vielleicht bin ich einfach noch nicht alt genug, um lateinische Musik zu schätzen, aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, der Song hätte nach knapp zwei Minuten schon alles gesagt und dürfte dann gerne schon zur Seite gehen. Wohltuend, dass „Let Compassion Be Your Fashion“ zur Abwechslung das Tempo und die – stellenweise auch etwas überpräsenten – Vocals rausnimmt und saubere Solo-Arbeit über einen dahinwandernden Basslauf in den Mittelpunkt stellt. Unprätentiöses Handwerk, das einen schönen Abschluss gebildet hätte, wäre da nicht noch „Nueva York“ als letzter Tune, ausgerechnet wieder einer dieser handwerklich makellosen, aber doch austauschbaren Songs, die mit zu wenig Leidenschaft aus der Konserve tröpfeln.
Ohne Kokolo live gesehen zu haben, ist es wohl schwer, ein wirkliches Urteil zu fällen. Wenn man aber nur nach diesem Longplayer geht, drohen überzeugende und eigensinnige Ansätze und Ideen einer spannenden Band in unreflektierten Zitaten unterzugehen, und darum wäre es wirklich schade. Also weitermachen.
djmq | Dienstag, 3. Juli|
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