|
|
Disco Diamant: Mischapparillo Vol. 1 |
|
isco Diamant – Mischapparillo Vol. 1 (CD & DVD)
Vertrieb: Groove Attack, Carhartt Stores
„For the Breaks!“ lautet der Schlachtruf von Disco Diamant, und damit ist die Marschrichtung vorgegeben. Deutschlands Szene von Beatdiggern, Break-Fanatikern und deejayenden Funkateers ist lebendig wie nie zuvor, und diese zwei tough guys aus Cool Cologne haben dazu in den letzten Jahren maßgeblich beigetragen.
Disco Diamant? Wer? Also gut. Da wäre zum einen Defcon, der als DJ mit seiner Gruppe L.S.D. (später LSD Proton) schon 1991 auf dem legendären Sampler „Krauts with Attitude“ zu hören war – dass er bereits 1988 mit seinem Partner Ko Lute das wohl erste Rap-Tape der Nation produzierte (II Scardens of HipHop), weiss zwar fast keiner, ist aber historisch um so interessanter. Scope dürfte ohnehin jedem ein Begriff sein, der in den Neunzigern schon einen Beat von Babybrei unterscheiden konnte. Als Host von „Freestyle“ durfte er an der Seite von Torch und Storm über die Frequenzen von Prä-Klingelton-Viva sauberste HipHop-Kultur ausstrahlen, und mit Tuareg und Fast Forward bildete er STF: Drei Buchstaben, die für nicht weniger als Hardcore-Rap-Shit standen, überheftige Delivery und das vermutlich wichtigste deutsche Rap-Album, das nie gemacht wurde.
1999, einigen Kölsch und einer gemeinsamen Liebe zu Funk, Soul, Jazz und Mittsiebziger-bis-Frühachtziger-Discoperlen sei dank, wurde dann alles anders: Disco Diamant war geboren. Eher zufällig und planlos an einem langen Abend ersonnen, wurde das Konzept ohne viele Umschweife auf die Beine gestellt, auf dem ersten Flyer stand „Kein HipHop! Es gibt nichts!“ und die beiden begannen, was eine der erfolgreichsten Partyreihen Kölns werden sollte. Rare Disco-Tunes fanden sich Seite an Seite mit Funk-Nuggets wieder, im Laufe der Jahre durfte auch HipHop wieder mitspielen, und egal ob nun Scope Bollywood-Soundtracks diggt oder Defcon Ostblock-Fusion sportet, gibt es eigentlich doch nur einen Fixpunkt: Die Breaks. Reduzierte Percussion-Parts, die gefeiert werden wollen wie zehnmal Weihnachten an einem einzigen Abend.
Seit der Entstehung von Disco Diamant vor nunmehr 7 Jahren haben die Jungs aber nicht nur Köln, sondern auch Hamburg wie so viele andere Städte im Sturm erobert. Sogar Hongkong, Barcelona oder Tokio kamen schon in den Genuß der erfrischend wirren DJ-Sets von Def & Scope, die mit ihrem kleinen funkelnden Begleiter (dem Apparillo), Haarspray-Flammenwerfern und ungehemmtem Einsatz von Echo-Disco-Moderationen ihre Juwelen der Tanzfläche selbst mindestens genau so hart feiern wie ihr Publikum.
Wieso die lange Vorrede? Weil den Rest dieses „Elefantentöter-Package“ aus DVD und CD selbst erledigen wird, als Einführung in die Welt des Apparillo oder als Goodie für den grinsenden Eingeweihten. Typisch abstrus-detailverliebt kommt das Digipak im längst vergessenen Foto-Collagen-Style (von Chicken George) um die Ecke, von Hand verpackt und todesmutig in Folie eingeschweisst. Der audiovisuelle Teil besteht aus einem Zusammenschnitt der liebenswert Bürgerfunk-artigen Internet-Show „Disco Diamant TV“, die 2001 den ganz normalen Breaks-Wahnsinn für die Welt sichtbar machte, sowie aus dem für Viva produzierten und sehr runden Feature „Disco Diamant in Hong Kong“, das einige spannende Begegnungen dokumentiert. Auf der zusätzlichen Mix-CD hangeln sich Superrockin' Scope und Disco Def 80 Minuten lang durch knusprige Lieblingsplatten zwischen discoidem Funk und funky Disco, Oldschool-Hörspielcuts und Schnipselei inklusive. Von Isaac Hayes' „Tough Guys“ treffsicher eröffnet, gibt es hier durchgehend schöne Stomper im liebevollen Mix, der viel zu schnell vorbei ist – klingt nach Floskel, ist aber wahr: So finden die wirklich dreckigen Funk-45s und obskursten Break-Fundstücke nicht mehr ganz ihren verdienten Platz. Wer mehr davon will, sollte sich beispielsweise mal den Betalounge-Mitschnitt von Disco Diamant zu Gemüte führen, der reichlich schön-schräges Vinyl bereithält.
Oder einfach bei der nächsten Gelegenheit eine Nacht lang mit Disco Diamant feiern: Für die Breaks!
djmq | Mittwoch, 22. November|
Diskussion (0)
|