The Ins vs. Mariama vs. Fleur Earth
The Ins ist ein Patenkind der Kölner Band Fleur Earth Experiment bestehend aus Twit One, Maques und Daan. Twit Uno ist Produzent und Bassspieler und auch bei der Fleur Earth EP sehr positiv aufgefallen. Hier würdigt das Trio mit zwei Gästen zwei unvergesslichen Songs, aus zwei ganz unterschiedlichen Epochen.
Kutiman - Kutiman
Die Bahnstreiks bestimmen vielleicht die Schlagzeilen, aber viel gravierender war der temporäre Poststreik, der mir mindestens 10 Tage meines Lebens das neue Kutiman Album vorenthalten hat, welches am 26.10. die Regale der Plattenläden erblickt. Geduld mag vielleicht eine Tugend sein, aber Kutiman ist eine Offenbarung: Ein Mann produziert einen Sound der wie eine Allstar-Band bestehend aus Sly Stone, Fela Kuti, David Axlrod und James Last klingt
10 Years, Who Cares? - Sonar Kollektiv
Typisch für einen 10. Geburtstag ist ja eigentlich eher Topfschlagen oder Blindekuh spielen. Und das Sonar Kollektiv ist ein eher familiäres Label, trotzdem wird hier nicht blind mit einem Kochlöffel durch die Gegend geschlagen, sondern eine würdige Compilation veröffentlicht. Das schöne Stück aktuelle Musikgeschichte, blickt zurück auf einige der schönsten Veröffentlichungen des Jazzanova Labels aus Berlin.
DJ Day - The Day Before
*DJ Day The Day Before Melting Pot Music Neulich saß ich mit meinen Haus- und Hofdesigner und dem zukünftigen Computerfuchs von HamburgFunk bei einem Glas Wasser gesellig und kreativ zusammen. Die Playlist ging über zum nächsten Song und es war...
4 Hero - Play with the Changes
In jungen Jahren waren 4 Hero die Superhelden des Drum&Bass. In der englischen Hybrid Landschaft aufgewachsen, zwischen allen Stühlen mitten auf der Tanzfläche zu Hause. Marc Mac und Dego sind zwei der wichtigsten Musiker der 90er Jahre, ihre Drumbreaks haben immer den Takt der englischen Szene angegeben, aber was sie von allen anderen absetzt ist ihr Gespür für Töne.
K-Os - Atlantis
Immer mehr MCs wird es im Vorgarten namens HipHop langweilig. Alle reden sie nur von der Straße und trauen sich nicht durchs Gartentor. Umso erfrischender sind da einige Querköpfe, die den Gartenzaun überqueren und in die Nachbargärten entfliehen. K-Os spielt mittlerweile lieber mit den Nachbarskindern als mit anderen HipHop Langweilern, und es macht nicht nur ihm sondern auch dem Zuhörer Spaß.
Solaa - Steps in Time
So facettenreich wie die Heimat Neuseeland, ist auch der Sound der elfköpfigen Musiker Familie Solaa mitten aus dem Herzen der Sugarlicks Crew. Neben tropischen Stränden gibt es schneebedeckte Berge, Palmen und Nadelwälder, oder auf das eigentliche Subjekt dieser Besprechung bezogen pazifischen Soul, coole Breakbeats, Reggae und HipHop in einem.
Olski presents More MPM Sound
Melting Pot Music ist das Lieblingslabel aller Funk Nerds mit HipHop Attitüde und ausgeprägtem Tanzbein. Und da gerade Nerds auf Fantastisches in Fortsetzung stehen, legt Olski mit dem zweiten Teil der Labelshow im Compilation Format nach. Das Sequel der grandiosen „This is Melting Pot Music“ nennt sich „More MPM Sound“ und erfüllt die Rolle des zweiten Teils so blendend, dass man sich schon jetzt den dritten Teil einer MPM Trilogie herbeisehnt.
Freddie Cruger - Soul Search
Die Schweden sind nicht nur was Extrem-Karotten-Jeans angeht dem Rest der Welt voraus, sondern auch bei so einigen musikalischen Phänomenen die wirklich beneidenswert sind – ganz im Gegenteil zum Comeback der Karotte, ein modischer Totalschaden wie man ihn seit Hitlers Bärtchen nicht mehr gesehen hat. Aber Weg vom schnöden Gemüse hin zum köstlichen Soulfood den uns Freddie Cruger aka Red Astaire nun endlich auch hierzulande serviert.
Up Hygh - The Venus LP
Noch vor kurzem hatten einige Forscher Panik das blonde Gen würde aussterben. Dunkle Zeiten für helle Haare. Doch das Gegenteil ist der Fall, das schöne Schweden, Heimat der blondesten Blondinen blüht musikalisch bunter als jemals zuvor. Und noch beruhigender für die Artenvielfalt ist die Tatsache, dass Blondschöpfe sogar fantastische Black Music kreieren.

The Ins vs. Mariama vs. Fleur Earth

*The Ins vs. Mariama vs. Fleur Earth
Still Waiting / Fall in Love
7" / Melting Pot Music

Es begab sich zu einer Zeit, es muss der letzte Donnerstag gewesen sein, als ich auf der Seite von unseren Freunden aus Köln von einer Single las, die Bob Marley und SV verbinden sollte. Als Slum Village / Jay Dee Fanatiker hatte ich die Maus nicht mehr unter Kontrolle und hatte direkt den Link zu den Hörproben in der Hand. Mein Tag war gerettet, und das war bei dem Tag gar nicht einfach.

The Ins - Still Waiting

The Ins ist ein Patenkind der Kölner Band Fleur Earth Experiment bestehend aus Twit One, Maques und Daan. Twit Uno ist Produzent und Bassspieler und auch bei der Fleur Earth EP sehr positiv aufgefallen. Hier würdigt das Trio mit zwei Gästen zwei unvergesslichen Songs, aus zwei ganz unterschiedlichen Epochen. Die Slum Village Hommage „Fall in Love“ mit Fleur Earth am Gesang. Das ganze ist eine entspannte Jam, die dem Jay Dee Meisterwerk Live-Charakter verleiht und mit gekonnten Variationen dem Stück neue Seiten abgewinnt. Fleur Earths hypnotischer Gesang und die subtile Dub-Effekte runden das ganze ab. Der perfekte Soundtrack für entspannte Sonntage oder wie in meinem Fall musikalische Flucht aus dem Arbeitsalltag.

„Still Waiting“ das andere Stück auf der Platte ist ein Remake eines alten Wailers Klassikers, aus der Zeit als Rober Nesta Marley und seine Mitstreiter noch keinen eigenen Jamaica Sound perfektioniert hatten, sondern noch eher in eine Doo-Wop Richtung gingen. Die jamaikanische Abwandlung des amerikanischen Sounds waren meistens eher im Low-Fi Bereich angesiedelt und lassen die spätere musikalische Entwicklung mit verschleppten Beats erahnen. The Ins holen eines dieser Goldstücke in Gegenwart. Ein herrlich groovender Beat, warme Rhodes und die sehr schöne Stimme von Mariama, einer jungen Sängerin aus Köln, haben den Song derart in mein Hirn eingebrannt, dass ich kaum eine Minute in freier Wildbahn verbringe, ohne die Melodie zu summen. Das Sahnehäubchen bei diesem Song ist der geniale Backgroundgesang, wieder diese subtilen Dub-Einwürfe und die entspannteste Bassline seid es Rotwein und gedimmtes Licht gibt.

Am 14.11. ist die auf 500 Stück limitierte Kleinstschallplatte im einschlägigen Fachhandel. Das Artwork ist von Herrn Schulze gestaltet und macht das Sammlerstück noch ein bisschen begehrenswerter.

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Karl Hector & The Malcouns - Sahara Swing

Karl Hector & The Malcouns
"Sahara Swing"
Now-Again Records / Groove Attack

Es ist nicht mal zwei Jahre her, dass Daptone Records ein Album wiederveröffentlichte, das man wohl ohne große Übertreibung als eine Wurzel der heutigen Raw-Funk-Bewegung bezeichnen darf. "Practice What You Preach" von den Poets of Rhythm, 1993 entstanden, war nicht nur höchst authentisch in seiner Soundästhetik und zugleich atemberaubend gut gespielt, sondern es kam auch aus der unwahrscheinlichsten aller Ecken: Von einer Band aus München, Germany, alle damals gerade mal um die Zwanzig – Max Weissenfeldt, der Drummer, sogar ein Jungspund von 15, 16 Jahren, und ein unvergleichlich talentierter obendrein.

Anderthalb Jahrzehnte nach diesem Debüt, das seine Kreise zwar langsam, aber nachhaltig zog, gaben die Poets of Rhythm um die Brüder Jan und Max Weissenfeldt formal ihre Auflösung bekannt, was in Kennerkreisen vorrangig für Neugierde sorgte, denn kaum eine Band hatte das Verwirrspiel im Identitäten, Pseudonyme und Phantasiebandnamen, aber auch eine tatsächlich stets fluktuierende Besetzung so perfektioniert wie die Poets. Keine Website, kein Myspace, kein Hype und kein Tamtam, all das lenkt nur ab. Nur immer wieder grandiose Platten, zig Singles in Kleinstauflage, der Albumdeal mit Quannum und Ninja Tune, und eine nicht enden wollende Liste von Spinoff-Projekten, die man gerne mal bei Discogs nachlesen kann.

So ist es auch nur milde verwunderlich, kurz nach der verkündeten Trennung ein neues Album aus dem Poets-Dunstkreis in den Händen zu halten: "Sahara Swing" von Karl Hector & The Malcouns, das erste Albumprojekt der Allstars seit dem Whitefield Brothers-Longplayer "In the Raw" von 2002. "Sahara Swing" ist dabei die konsequente Fortführung einer Entwicklung, die sich auch in letztjährigen Shows andeutete: Statt aufgekratztem, kompaktem Funk alter Schule spielte die Band oft schier uferlose Jams, die sich eher zwischen Freejazz und polyrhythmischen Exkursionen nach Nord- und Westafrika auszubreiten schienen. Nun wurden diese Ideen offenbar auf Vinyl komprimiert.

Bo Baral, langjähriger Wegbegleiter, ersetzt Max Weissenfeldt an den Drums und begleitet die Band auf dem Trip durch die Wüste, der die vorherrschenden afrikanischen Skalen und Rhythmen immer wieder punktgenau in kompakte Funkstrukturen gießt, ohne freiere, fordernde Elemente vermeiden. Ein bisschen so, als würde man Mulatus äthiopischen Jazz mit dem Funk der Meters vereinen, manchmal bedrohlich und fremdartig, meist verschwitzt und träge (Die Hitze! Die Kamele!), immer warm und so knietief in Wanderdünen des Groove, dass man sich der Faszination dieser Instrumentalstücke nicht entziehen kann.

Kein Easy Listening, keine Hooks, kein Funk für deine Studentenparty, nein. Aber dafür umso lohnender. Die Schlussfolgerung ist also platt, aber wichtig: Egal, in welcher Inkarnation, die ehemaligen Poets of Rhythm sind immer noch genau das – herausragende Musiker, die einen Beat wie ein Gedicht erzählen, und nach einer Dreiviertelstunde hat man gerade erst richtig Lust darauf bekommen.

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