26.07.06

Alter Schwede

Pharoahe soll laut multipler Aussagen ein sehr feines Konzert bei der Summerbreaks Eröffnung gewesen sein (die Morgen fortgeführt wird!). Aber Stockholm Schweden entschuldigt im Sommer das verpassen eines solchen Schmankerls mit einer gewissen Leichtigkeit. Und die Schweden sind ein fröhliches Völkchen, auch Wildfremde sind in der Regel freundlicher als gewöhnliche Verwandtschaft in Deutschland. Kombiniert man diese Mentalität mit der Vorliebe für bunte Streetwear und einer Sprache die nach retardiertem Deutsch klingt hat man einen Schweden. Man kommt sich ein bisschen vor wie in einem Themenpark „Schlumphausen meets the Teletubbies auf Crack“
Aber alle sind tierisch gut drauf und man fühlt sich als geistig leicht verwirrt veranlagter Mensch in Stockholm sehr gut aufgehoben und willkommen.

Etwas rätselhaft blieb uns aber doch das Nachtleben, das zumindest in den meisten Clubs und Bars offiziell um 1 oder 2 Uhr endet. Um diese Uhrzeit geht man in Hamburg erst in den Club, und in Berlin demnächst dann zum Vorglühen. Aber wenn man drüber nachdenkt ist eine beinahe rauchfreie Szene die sich zwischen 21 und 2 Uhr abspielt wesentlich gesünder als ein Sündenpfuhl am frühen Morgen.

Und dem Radio nach zu urteilen lieben die Schweden leicht angestanden R&B mit starker Popnote. Shakira und Wyclef haben dem Airplay nach, ernsthafte Chancen bei der Wahl zum nächsten schwedischen Königspaar. Und wenn man selbst auch meint, dass wacker Rap & Bullshit auch zwei Jahre nach Veröffentlichung schlecht bleibt, halten es die schwedischen Programmmacher mit dem Zeug wie mit Wein, und spielen es unbeirrt weiter. Aber hey „No Fightin!“

Dafür haben wir es in Hamburg noch schlechter mit Radiosendern und spannender was Nachtleben angeht. Weshalb unser Terminkalender auch noch nicht proppe gefüllt ist, dafür aber mit exklusiven Köstlichkeiten besticht.

Morgen Abend Summerbreaks gefolgt von 7 Zoll Session am Freitag vollendet von Afrika Bambaataa am Samstag. Da geht selbst der Schwede zu Ikea

Posted by Jazzket at 19:08

19.07.06

Wie schreibt man das?


Ich habe die Angewohnheit Stars in ungewöhnlichen Situationen zu treffen, und Sternstunden zu verpassen. Gestern habe ich Conny Littmann mit einer Baretta (oder BEretta? Wie schreibt man das?) im Hosenbund getroffen, und übermorgen verpasse ich mit Pharoahe Monch eines der spannendsten Konzerte des Jahres. Scooter in kompletter Dreifaltigkeit (die zwei Keyboardfrösche waren auch dabei, sprangen aber zu meinem Erstaunen gar nicht permanent im Takt) war in meinem Hausflur zu Gast, und ich lag mit Grippe im Bett als Steve Spacek die Bühne im Waagenbau gerockt hat. Ich habe Right Said Fred nicht nur beim Fifa Fan Fest im Backstage Bereich getroffen, sondern auch schon auf der Alster beim widerrechtlichen Bedienen eines Tretbootes erwischt. Dafür war ich anstatt auf dem Konzert von The Rebirth, welches eines der besten der letzten 10 Jahre gewesen sein soll, auf einer „Ü30 Tanz in den Mai Fete“... als Verantwortlicher.

Die B-Prominenz treffen, aber die kulturellen Highlights verfehlen, eine schlechte Angewohnheit, die mich als Bild oder Mopo Boulevard Reporter empfehlen könnte.

Am Donnerstag ist also der legendäre, einzigartige, famose, schwer zu schreibende Pharoahe Monch im Waagenbau und ich in einem unaussprechlichen Stadtteil von Stockholm. Das bleibt gemein, so wirklich schreiben kann man beide Namen nicht.

Schweden haltet euch fest, wir kommen!

Posted by Jazzket at 00:03

13.07.06

Fussball - 12 Points

Vier Wochen Silvester sind vorbei. Die Italiener sind die schlechtesten Sportsmänner der Geschichte und Zinedine Zidane nach seinem Abgang designierter Gangster Rapper. Obwohl ich eigentlich notorisch skeptisch veranlagte Spaßbremse bin, konnte ich mich dem Charme der WM nicht entziehen. Deutschland hat sich total vergessen. Die Straßen gehörten dem Korso anstelle des geregelten Verkehrs, Gastfreundschaft ist eine neue Tugend und Fremdenhass kommt in den Schrebergärten nicht auf, so lange klar ist, dass die Gäste auch wieder gehen. Da reibt man sich doch die Augen, und der Feuilleton sich die Hände. Neues Deutschlandgefühl wir kommen. Fler ist der Trendsetter - die Deutsche Flagge ist okay!
Aber auch hier können wir noch von der Welt lernen. Den schönsten Umgang mit der deutschen Flagge hat nicht etwas Namjo geleistet, sondern ein kleines asiatisches Kind bei H&M – keine Sorge liebe Nazis, das Kind war nur zu Besuch. Unser größtes Problem ist also weiterhin nicht die vermeintliche Überfremdung, sondern eure maßlose Dummheit – Das kleine 6 jährige Schnuckelchen muss trotz fehlender Sprachkompetenz, geahnt haben, was da all die Chefredakteure und Ressortleiter über die Flagge geschrieben haben. Ganz unverkrampft auf beiden Wangen thronte die Gold, Rot, Schwarze Fahne. Das neue Deutschlandgefühl ist schon jetzt Exportschlager. Danke Klinsi.

Deutschland überrascht sich selber, gibt Gast und Gas, wie noch nie in der Bundesdeutschen Vereinsgeschichte und die FIFA muss dafür sorgen, dass es doch eine deutsche WM wird. Die Schiedsrichter waren viel zu oft ausschlaggebender als die Spieler. Die meisten Spiele waren kunstlos und grau. Und die grauen Herren hatten mehr zu sagen als der Ball, das Tor und das Geschick. Irgendwie klingt das nach deutscher Gesetzgebung.

Angela Merkel als Jubelperser für arme – Germany 12 Points
Jürgen Klinsmann als Martin Luther – Germany 12 Points
Mike Hanke auf dem Fifa Fan Fest mit Armani Gürteltasche – Germany 12 Points
Proletentum im Großformat – Germany 12 Points

Posted by Jazzket at 23:37